Bauen im Bestand

Energetische und strukturelle Anpassung als Chance für baukulturelle Innovation.
 
 

75%

vor 1977

 

Bauen im Bestand

Die Zukunft des Bauens liegt im Bestand. Bei über 19 Millionen bestehenden Gebäuden in Deutschland ist das einleuchtend. Bestehende Gebäude bieten dabei aus unserer Sicht große Chancen durch entsprechende Anpassungen sowohl energetisch als auch funktional und gestalterisch zu überzeugen.

 

Umbau und Sanierung heißt für uns nicht das Akzeptieren von Einschränkungen aus den Bestandsgebäuden. Es gilt die Chance zu nutzen, aus dem Bestand mit deutlich reduziertem Mitteleinsatz die Qualitäten eines Neubaus sowohl in funktionaler, technischer und gestalterischer Hinsicht zu erzeugen und zwar fast immer deutlich preiswerter als dies mittels Rück- und Neubau möglich wäre.

Mit dem über das gängige Know-How des Architekten hinausgehende, angeeignete Spezialwissen in diesem Bereich konnten von uns alte Bestandsgebäude zu innovativen Vorzeigeobjekten umstrukturiert werden. Beispielsweise ist bereits 2001 so aus dem im Jahre 1977 erstellten Studentenwohnheim BURSE das größte Passivhaus-Wohngebäude entstanden.

Die Modernisierung der Remscheider Entsorgungsbetriebe, ein Verwaltungs- und Versorgungsstandort, wurde aufgrund der neuartigen Fassadengestaltung und verbrauchsarmen technischen Gebäudeausrüstung mit passivem Kühlkonzept und annähernd 100% Wärmerückgewinnung durch die "Deutsche Bundesstiftung Umwelt" gefördert.

 

 
 

75%

Reduktion

 
 
 
 

Der größte Teil des Gebäudebestandes ist vor 1977 und damit vor der 1. Wärmeschutzverordnung entstanden. Dieser Bestand birgt aufgrund des damaligen Fehlens gesetzlicher Anforderungen ein hohes Potential an möglicher Energieeinsparung. Das prognostizierte Neubauvolumen beträgt im Durchschnitt nur ca. 1% pro Jahr.

 

Bestehende Gebäude, insbesondere wenn sie vor der 1. Wärmeschutzverordnung von 1977 gebaut wurden, verbrauchen ein Vielfaches der Energie vergleichbarer heutiger Neubauten. Ohne eine energetische Sanierung des Bestandes sind die vereinbarten Klimaziele nicht zu erreichen.

Die heutige Sanierungsquote des Bestandes liegt trotz aller Anstrengungen weiterhin bei ca. 1%. Ohne eine erhebliche Steigerung dieser Quote wird es weitere 100 Jahre dauern den Bestand zu ertüchtigen. Die Anpassung des Bestandes auf das energetische Niveau aktueller Neubauten ist meist unproblematisch erreichbar. Eine Reduktion des Energieverbrauches von 75% und mehr ist vielfach möglich. Die Dämmung der Gebäudehülle spielt hierbei eine zentrale Rolle. Es ist sinnfällig zunächst den Energiebedarf durch solche Maßnahmen drastisch zu reduzieren und erst im zweiten Schritt die verbleibenden Bedarfe durch möglichst umweltschonende Energieerzeugung zu decken. Die zur Herstellung der Dämmung eingesetzte Energie amortisiert sich hierbei selbst in schlechtesten Fällen innerhalb weniger Jahre, oftmals bereits innerhalb einiger Monate. Die Überarbeitung der Fassaden ist dabei für den Bestand oftmals eine Chance auf bessere Gestaltung. Für erhaltenswerte Bausubstanz wie gründerzeitliche, oder denkmalgeschützte Gebäude stehen ausreichende alternative Techniken zur energetischen Optimierung bei Erhalt der Fassaden zur Verfügung.

Vor allem die in den Bestandsgebäuden enthaltende Energie bzw. die bei Abriss und Neubau im Herstellungsprozess entstehenden CO2-Emmissionen machen die weitere Bestandsnutzung nach entsprechender energetischer Sanierung zum wichtigsten Baustein zur Erreichung der Klimaziele.

Eine reine Instandsetzung der Gebäude auch unter Erneuerung der technischen Infrastruktur ist daher oftmals nicht ausreichend. Hier bedarf es einer grundsätzlichen Anpassung der Gebäudestruktur, die nur mit zum Teil radikalen Eingriffen erzielt werden kann.

Ein großer Teil der Gebäudesubstanz ist auch unter Beibehaltung der Nutzung nicht weiter wirtschaftlich und funktional zu betreiben, da sich die Anforderungen im Laufe der Zeit grundlegend gewandelt haben.

Maßgebliches Werkzeug zum weiteren wirtschaftlichen Betrieb alter Gebäudestrukturen ist die Definition neuer Nutzungen. Auch hierbei sind die oftmals auftretenden Probleme nicht als Hindernis, sondern als Chance für unkonventionelle Entwurfsansätze zu begreifen, diese Herangehensweise ermöglicht oft ein "Mehr" an Nutzungsmöglichkeiten auch bei geringstem Mitteleinsatz. Meist resultieren aus den sogenannten Zwangspunkten des Bestandes die späteren Alleinstellungsmerkmale und damit ein deutlicher Imagegewinn.

Eine rein energetische Sanierung des Bestandes ist nicht immer wirtschaftlich darstellbar. Die zur Amortisation erforderliche langfristige Nutzung macht oft auch eine Anpassung der Gebäudestruktur notwendig. Auch eine komplette Umstrukturierung ist in der Regel deutlich kostengünstiger als ein Neubau, insbesondere wenn für den Bestand keine Nachfolgenutzung gefunden wird.

Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen erfordern meist hohe Investitionen. Zur Darstellung der Wirtschaftlichkeit sind daher lange Nutzungszeiträume erforderlich. Eine langfristige Nutzung kann aber nur sichergestellt werden, wenn die Gebäude nicht nur technisch erneuert werden, sondern auch funktional an heutige und zukünftige Anforderungen ausgerichtet werden. Es sind daher die bestehenden Strukturen wie Gebäudetechnik, Grundrissaufteilungen etc. auf ihre Anpassbarkeit zu überprüfen.

In einer Vielzahl von Projekten konnte nachgewiesen werden, dass umfangreiche Anpassungen des Gebäudes durch Teilabrisse, neue Zugänge und Treppenhäuser, oder geänderte Erschließungen neue und dauerhaft attraktive Nutzungsmöglichkeiten ergeben. Erst bei Sicherstellung dieser Qualitäten ist eine dauerhafte Nutzung gewährleistet und sind energetische Maßnahmen zweckmäßig.

 

Projektbeispiele