Vorfertigung

Experimenteller Wohnungsbau Ostersiepen Wuppertal

 
 

Mit minimierten Eingriffen in den Südhang und in besonderer Weise auf die extreme Hanglage reagierend sind drei multifunktionale Wohnhäuser mit einer Gebäudehülle aus großformatig vorgefertigten Holztafelelementen entstanden. Die flexiblen und gut nutzbaren Grundrisse ermöglichen unterschiedliche Wohnformen und sind somit ein besonderer Beitrag für die Anpassung eines Geschosswohnungsbaus an die gesellschaftlichen Entwicklungstendenzen im Wohnungsbau. Der Passivhausstandard wurde optimiert auf die flexiblen Grundrisse und Wohnformen ausgelegt.


In Wuppertal wird in den nächsten Jahren die Zahl der Studierenden stark ansteigen. Der Universitätsstandort wird von Austauschstudenten zunehmend positiv angenommen. Gleichzeitig wird der Doppel-Abiturjahrgang zum WS 2013/14 zu einem weiteren Anstieg führen. Der Bedarf aus steigenden Studentenzahlen kann daher zukünftig über das zurzeit existierende Wohnungsangebot des Hochschul-Sozialwerk Wuppertal nicht mehr abgedeckt werden. Aus diesem Grund wurde die Bebauung auf dem Campus verdichtet.

Ob die gestiegene Anfrage auch langfristig Bestand hat, kann jedoch nicht eindeutig beantwortet werden. Die Gebäude sind so entworfen, dass sie auch für den "normalen" Wohnungsmarkt nutzbar und attraktiv sind. Die Konzeption von durchlässigeren Grundrissen wurde seitens des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr im Wohnraumförderprogramm als "Experimenteller Wohnungsbau" gefördert.

 
 

Projekt

Experimenteller Wohnungsbau Ostersiepen, Wuppertal

 
 

Themenbereich

Wohnen & Leben

 
 

Bauherr

Hochschul-Sozialwerk Wuppertal

 
 

140

Tonnen CO2-Einsparung.

 
 
 
 
 
 

Die für den Energieverbrauch der Nutzungsphase maßgebliche Gebäudehülle besteht aus großformatig vorgefertigten Holztafelelementen. Die Neubauten sind im Passivhausstandard realisiert, dadurch wird der Energiebedarf drastisch unter den gesetzlich geforderten reduziert. Die Versorgung über Fernwärme wird kurzfristig im Verbund mit bereits vorhandenen Studentenwohnanlagen über ein mit Biogas betriebenes BHKW ersetzt und damit noch umweltverträglicher werden. Der Anschluss von PV-Anlagen auf den Dächern ist vorgerüstet.

Ressourcenintensive Materialien wie Beton wurden auf ein Minimum, im Wesentlichen auf die Geschossdecken reduziert. Bei 2.500 m2 Fassadenfläche erzeugt die Gebäudehülle aus großformatigen, vorgefertigten Holztafelelementen eine CO2-Einsparung von 140 t im Vergleich zu einer Massivwand.

Dachbegrünung und eine maßgebende Reduzierung der versiegelten Flächen werden als passive Regenwassernutzung aktiviert. Die Sanitärarmaturen besitzen integrierte Wasserspar-Strahlregler, die den Wasserstrahl um rund 50% reduzieren. Über die Thermostatarmaturen an den Duschen entnimmt der Verbraucher das Wasser mit seiner Wunschtemperatur, ohne das Wasser bis zum Erreichen der richtigen Mischtemperatur verschwendet wird. An den Waschtischen haben sich Einhebelmischer mit Ausführung "Mittelstellung des Hebels kalt" bewährt, da unabhängig vom Temperaturwunsch meist die Hebel in der Mittelstellung verbleiben. WC-Spülkasten mit 6-Liter-Wasserinhalt sind auch hier Standard. Eine noch geringere Dosierung der Spülwassermenge erfolgt über eine integrierte Spartaste. Die im Vorentwurf untersuchte Grauwasseranlage kann aus heutiger Sicht ohne Inanspruchnahme von Fördermitteln wirtschaftlich noch nicht sinnvoll betrieben werden.
 

 
 

Awards

Heinze Architekten Award 2018
Shortlist

Auszeichnung vorbildlicher Bauten
in NRW 2015
Rubrik: Besondere Wohnformen

Auszeichnung guter Bauten
BDA Wuppertal 2014, Anerkennung

Deutscher Bauherrenpreis Neubau 2014

Deutscher Holzbaupreis 2013
Rubrik: Neubau, Anerkennung

BMWi-Preis Energieoptimiertes Bauen 2011

 
 

„Mir gefällt Ihre Arbeitsweise. Sie betrachten Fragen der Energieeffizienz als integralen Bestandteil des kreativen Prozesses. Damit gehören Sie zu den ganz wenigen Architektenkollegen, die es verstehen, ein Gebäude vollständig zu durchdenken und so Baukultur zu schaffen“

Guido Hagel, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

 
 
 
 

18

Meter Höhendifferenz im Gelände.

 
 

Die Aufteilung der Nutzfläche auf drei Gebäudekörper und deren Platzierung auf den in der steilen Topografie vorhandenen Geländeplateaus schafft auf einer bisher als unbebaubar klassifizierten Restfläche besondere Qualitäten. Die kompakten Solitäre sind behutsam in das heterogene bauliche Umfeld integriert. Im Gegensatz zu einer diskutierten Blockrandschließung werden mittels der zueinander verdrehten Baukörper für alle Bewohner Ausblicke, passive Solarnutzung und Freiraumqualitäten sichergestellt. Die neugeschaffene öffentliche Durchwegung des privaten Grundstücks ermöglicht eine Verknüpfung zwischen Universität und städtischer Umgebung. Diese Vermittlerrolle wird durch die mögliche flexible Nutzung zwischen studentischem Wohnen bis hin zum familiengerechten Wohnen unterstützt. Die Eigenarten des Ortes und der ortstypischen Topografie werden zum charakteristischen Merkmal. Die Gebäude reagieren auf die Besonderheiten des Ortes, sie nutzen die Hanglage. Die Erschließung der fünf Ebenen erfolgt jeweils über einen außenliegenden Steg, der aus dem Hang wächst. Der Wohnungsbau Ostersiepen ist ein Beispiel für ein reversibles Wohngebäude mit Vornutzung als studentisches Wohnen.

Haus 1 und 3
Die kompakten, in ihrer Abmessung optimierten Baukörper umschließen ein schmales Treppenhaus. Die gesamte Nutzfläche ist frei von tragenden Bauteilen und Steigesträngen. Flachdecken ermöglichen den freien horizontalen Leitungsverzug. Die Grundrisse der Studentenapartments können bei Bedarf zu 3-Personen-Wohnungen im Sinne des Wohnraumförderprogramms umgebaut werden.

Haus 2
Es wird in besonderem Maße auf die Hangsituation eingegangen. Das Gebäude wird auf jeder Ebene über Stege und Brückenkonstruktionen als Außenerschließung organisiert, an welche seitlich ein Aufzug angestellt ist. Die Ebenen sind alternativ organisiert als Studentenwohnanlage mit 6-Pers.-Wohngemeinschaften, bzw. als 1-Pers.- und 3-Pers.- Wohnungen nach Wohnraumförderprogramm.