Das Ziel des Förderprogramms ist es, den Wohnungsmarkt in Ballungsgebieten zu entspannen und in Zukunft bezahlbaren Wohnraum für Studierende, Auszubildende, Rentner und Flüchtlinge anbieten zu können. Um das zu erreichen, sollen die Wohnungen nutzungsneutral sein und eine geringe Warmmiete haben. Mit dem Programm möchte die Bundesregierung architektonische, bauliche und technische Innovationen erproben, begleiten und auswerten.
Das BMUB fördert mit dem Programm "Variowohnen" Wohnungen, die neben einem Individualraum über eine kleine Küche und ein Bad mit WC verfügen, dies wird als ein Wohnplatz betrachtet. Dabei soll der Individualraum mindestens 14 m² groß sein, jedoch die gesamte Fläche eines Einzelapartments 20 m² nicht überschreiten. Die gesamte geförderte Wohnfläche inkl. anteiliger Gemeinschaftsflächen außerhalb der Wohnung beträgt 30 m² je Wohnplatz. Maximal vier Wohnplätze können zu einer Wohneinheit zusammengefasst werden mit individuellen bzw. Gemeinschaftsbädern und einer Küche. Durch eine modulare Bauweise, serielle Elemente und Vorfertigung konnte die Bauzeit für das Projekt in Wuppertal um 10 Monate verkürzt werden.
Variowohnen Wuppertal
Wohnen & Leben
Hochschul-Sozialwerk Wuppertal
In unmittelbarer Nähe zur Universität Wuppertal wurde ein Restgrundstück für die Bereitstellung von 132 studentischen Wohnplätzen genutzt. Der Ort galt wegen des sehr schmalen Zuschnitts und der extremen Hanglage (18m Höhendifferenz) als unbebaubar. Der Entwurf wandelt die spezifischen Besonderheiten ins Positive: Die Hanglage wird zur höhenversetzten Erschließung der Häuser und zur Minimierung der gebauten Verkehrsflächen genutzt.
Die Enge des Grundstücks wird mittels gestalteter Grenzüberschreitung kompensiert. Das Grün der angrenzenden Kleingartensiedlung fließt zwischen den Häusern in die Außenanlagen des Wohnheims. Die bestehende Infrastruktur der Bergischen Universität Wuppertal mit ÖPNV, Parkhäusern, Gastronomie, Rechenzentrum und Anschluss an die Fernwärme wird genutzt.
Im Rahmen des BBSR-Forschungsprogramms wurde ein Modulsystem entwickelt, das auf reduzierten Flächen für unterschiedliche Nutzer hochwertigen und bezahlbaren Wohnraum realisiert. Individualräume werden über unterschiedliche Gemeinschaftsbereiche geschaltet, vom Einzelappartement bis zur 6er-WG.
Besonders an diesem Bauvorhaben ist die extrem komprimierte Erschließung. Die kleinen Häuser werden als Durchwohner mit zweiseitiger Zugängigkeit aus dem Hang organisiert. Das große Haus ist über eine Helixtreppe mit Aktivierung aller Fassaden für die HNF angelegt. Die profilierten Fassadentafeln legen sich wie ein unterschiedlich geöffneter Vorhang über die Grundstruktur. Dies lässt einen Ausgleich zwischen Öffnung und Diskretion zu und schafft eine differenzierte Gestaltung des Gebäudetypus.
BDA-Architekturpreis Nike 2022
Nominiert
Holzbaupreis NRW 2022
Engere Wahl
ArchDaily Building of the Year Awards 2022
Nominiert
BDA Architekturpreis
Nordrhein-Westfalen 2021
Preisträger
Premio Europeo di Architettura
Matilde Baffa Ugo Rivolta 2021
Nominiert
BDA Architekturpreis Wuppertal 2020
Auszeichnung
Heinze Architekten Award 2020
Shortlist
Mittels Passivhausstandard wurde der Energiebedarf auf 40% der EnEV Anforderungen reduziert. Dieses Projekt erfüllt viele der Förderkriterien und wurde daher vom Fördergeber als herausragendes Modellvorhaben eingestuft. Um die innovativen Ansätze aus dem Förderprogramm Variowohnen zu dokumentieren, wurde die gesamte Planungs- und Bauphase wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Damit sollen übertragbare Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.
Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden zudem die Nachhaltigkeitsaspekte zertifiziert. ACMS Architekten entschieden sich in Abstimmung mit dem Bauherren für das System der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, DGNB. Ausschlaggebend hierfür war der umfassende performanceorientierte Ansatz. Das Gebäude wurde im Gold-Standard der DGNB zertifiziert. Im Hauptkriterium „Ökologische Qualität“ wurden mit einem Erfüllungsgrad von 81,7% sogar die Anforderungen für eine Platin-Zertifizierung eingehalten. Zu- und Abluft mit Wärmerückgewinnung, Kaskadenlüftung, Fernwärmeanschluss und PV-Anlagen auf den Dächern sorgen für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb. Die raumabschließende Gebäudehülle wurde als nichttragende, hochwärmegedämmte und luftdichte Außenwand in Form von vorgefertigten Holzbauelementen vor die Rohbaukonstruktion montiert. Die Außenwandbekleidung besteht aus einer vorgehängten, hinterlüfteten Fassade mit unterschiedlichen gefalteten und teilweise gelochten Tafeln.
Die Förderkriterien
Gefördert werden Neubauten, Umbauten und Aufstockungen, deren Standort in Deutschland ist. Neubauten müssen mindestens 40 Wohnplätze umfassen, Lückenschließungen in einer Blockrandbebauung mindestens 20, Umbauten von Gebäuden, die bisher nicht für Wohnen genutzt wurden, mindestens 30, Anbauten mindestens 20 und Aufstockungen mindestens 10. Bei mehr als 20 Wohnplätzen sind Gemeinschaftsräume vorzuhalten (Größenordnung mind. 1,2 m² pro Wohnplatz). Sie sind als Mehrzweckräume (gemeinsame Veranstaltungen, Fitness, Musik etc.) mit entsprechenden Nebenräumen zu planen. Darüber hinaus wirken sich zahlreiche weitere Faktoren wie z.B. eine erhebliche Bauzeitverkürzung, neue Technologien für Energieeinsparmaßnahmen etc. positiv auf die Höhe der Förderung aus. Diese richtet sich nach dem Innovationspotential, das über ein Punktesystem errechnet wird.
Förderung von Bund und Land
Das Projekt wird mit knapp 2 Mio. € vom Bundesbauministerium, BMUB über das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, BBSR, Bonn gefördert. Die Warmmiete wird für die Wohnplätze gemäß den Förderbestimmungen unter 300 € liegen. Die Gebäude werden den Passivhausstandard erfüllen und als weiteres Förderkriterium der parallel beantragten Wohnraumförderung des Landes NRW einen Primärenergiebedarf von 40 kWh/m2a nicht überschreiten.
Variowohnungen
Publikation des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), 09/2021
BDB-Nachrichten Landesverband NRW, 02/2020,
Variowohnungen Bochum und Wuppertal
DBZ 01/2017
"Bezahlbarer Wohnraum"
FSWLA Landschaftsarchitektur, Düsseldorf
Farb-Bau, Prof. Friedrich Schmuck, Dinslaken